Key Account: Sophie Helbich-Poschacher

April 2013 / AbsolventInnen
key account

Nach der Matura liegt dir die Welt zu Füßen – so oder so ähnlich fühlte ich mich im Juni 2005, bis mir dämmerte, dass diese Freiheit und Wahlmöglichkeit auch einschränkend sein kann. Als großer Sprachenfan ging ich zu einer trilingualen Familie nach Paris und arbeitete als Au-Pair.

Ich absolvierte das Diplôme de Langue et Civilisation Française an der Sorbonne, wo ich mich intensiv mit französischer Wirtschaft & Politik beschäftigte. Sprachliche Barrieren kamen dank des Unterrichts in Baumgartenberg kaum auf, wenngleich das Pariser Französisch schon ein paar km/h schneller ist als das im Eurogym. In BGB wurden außerdem Interesse und Empfänglichkeit für Kunst in mir geweckt, die ich mit dem Besuch eines Kunstgeschichtekurses weiter fütterte.

Eine halbherzige Entscheidung zwischen BWL und Kunstgeschichte später, war ich eine von 4.000 Studienanfängern der Internationalen BWL an der WU Wien. Nach neun frustrierenden Semestern konnte ich dieser Institution geschafft, aber stolz sie bezwungen (und das Sitzfleisch bewiesen) zu haben, den Rücken kehren. Da ich weder vom Studieninhalt noch System der WU überzeugt war, engagierte ich mich außer-universitär: Arbeitserfahrung in verschiedenen Bereichen (Karitatives, Recht, Bau), Sprachen (Rumänisch, Russisch, Japanisch) und Auslandsaufenthalte (Praktikum Barcelona, Sommeruni Indonesien, Semester Japan). Auf die fundierte Allgemeinbildung, die mir im Europagymnasium vermittelt wurde, habe ich dank vorgelebter sozialer Kompetenz und Offenheit aufgebaut.

Nach abgeschlossenem Studium musste ich mich besinnen. Ich reiste nach Indien und erkannte in der Stille und Meditation einiges, das ich im hektischen Alltag übersehen hatte. Ganz erleuchtet war ich jedoch noch nicht, denn ich folgte meinem Kopf in eine renommierte österreichische Wirtschaftsprüfungskanzlei. Kurz gefasst: Gar nicht mein Fall. Schlussendlich hörte ich doch auf meinen Bauch und fasste den Mut ins heimatliche Mühlviertel zu gehen, wo ich eine neue, herausfordernde Aufgabe übernehmen durfte: Im Familienbetrieb leitete ich einen Um- und Neubau, was einem Sprung ins eiskalte Wasser gleichkam. Eines hatte ich aber schon früh (in BGB) erkannt, die Freude etwas Neues zu lernen und zu meistern! Als die Fertigstellung des Projekts abzusehen war, spürte ich, dass es wieder an der Zeit war, ins Ausland zu gehen. Die Situation war ähnlich wie nach der Matura/dem Studium. Die Welt lag mir zu Füßen, doch wohin nun?

Heute schreibe ich aus Brasilien. Seit über 11 Monaten arbeite ich hier für ein deutsches Industrieunternehmen als Key Account. Wir bauen die erste Niederlassung auf dem Kontinent samt Produktion auf und wachsen stark. Da ich von Anfang an dabei war, habe ich verschiedene Aufgaben neben meiner zentralen Rolle im Vertrieb. Ich bin interdisziplinäre Schnittstelle zwischen Produktion, Qualitätssicherung, Marketing und zwischen den Kulturen. Meine Arbeit ist größtenteils 3-sprachig (manchmal 5-sprachig), techniklastig (was mir großen Spaß bereitet), stets abwechslungsreich und immer herausfordernd. Der interkulturelle Kontext reizt – in beiderlei Hinsicht.

Das Handwerkszeug, das mir durch meine 8 Jahre im Europagymnasium sowie meine Eltern mitgegeben wurde – Offenheit für Neues, Interesse am Unbekannten, Freude gemeinsam zu arbeiten, Spaß an fremden Sprachen, Begeisterung zu lernen, eine solide Allgemeinbildung und die Bedeutung von starken persönlichen Beziehungen und Wurzeln in der Heimat – erlaubt mir, zu dem Menschen zu werden, der ich sein möchte, und meine Ziele zu erreichen. Mit offenen Augen und Ohren durch die Welt zu gehen, aufmerksam zu sein, zuhören zu können, zu wollen und zu wagen, den nächsten Schritt zu tun. Auch wenn er ein Sprung ins kalte Wasser ist. Am Ende weiß ich, dass es richtig war. Und da wären wir schon: Wollen, wagen, wissen – unser Europagymnasium hat mir noch mehr mitgegeben, als auf den ersten Blick sichtbar war. Danke!

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Europagymnasium vom Guten Hirten - 4342 Baumgartenberg 1 - Tel +43 7269 75 51 - Fax +43 7269 75 51-25