Zivildienst im Kloster Baumgartenberg: C. Martinek

Mein Name ist Christian Martinek, ich bin 19 Jahre alt und arbeite als Zivildiener im Kloster Baumgartenberg. Als ich im Vorjahr meine Reifeprüfung am Europagymnasium abgelegt habe, habe ich bereits gewusst, dass ich schon sehr bald ins Kloster zurückkehren würde. Anfang Juli, als meine Freunde die wohlverdienten Ferien genossen und in Gedanken vielleicht schon an einer Uni oder Fachhochschule waren, begann ich in der Gruppe "Abendrot", einer von vier Wohngruppen für Menschen mit besonderen Bedürfnissen, meinen Zivildienst.

Das Ziel dieser gemeinnützigen Einrichtung ist in erster Linie das Schaffen eines geschützten, familiären Lebensraums für jene, die sich selbst nicht versorgen können und mit zunehmendem Alter auf eine fürsorgliche Pflege angewiesen sind. Der Schwerpunkt liegt dabei ganz klar auf Inklusion – dem aktiven Einbinden der BewohnerInnen bei allen erdenklichen Arbeiten. Von Hausarbeiten, über Handwerkstätigkeiten bis hin zu Einkäufen und Botengängen bieten sich für einen jeden zahlreiche Möglichkeiten, sich zu beteiligen. Dass dabei die Faktoren Alter oder Geschicklichkeit keine Rolle spielen, beweist so manche Bewohnerin, die es sich auch mit 70 Jahren nicht nehmen lässt, bei allen erdenklichen Arbeiten mit einer bewundernswerten Begeisterung mitzuhelfen.

Schon nach kurzer Zeit merkte ich, wie facettenreich und interessant es sein würde, mit all den verschiedenen Leuten zusammen zu leben und zu arbeiten. Meine Aufgaben sind unter anderem einfache Haus- und Putzarbeiten, die Unterstützung der Bewohner bei der Pflege und der Abwasch in der Kantine des Gymnasiums jede Woche von Montag bis Donnerstag. Bei den gemeinsamen Mahlzeiten werden Aktivitäten geplant, seien es Besuche im Zirkus oder Zoo, Wanderungen oder Spaziergänge, auch Kinobesuche oder Ausflüge ins Hallenbad finden regelmäßig statt. Mehrmals im Jahr fahren die BewohnerInnen in kleinen Gruppen gemeinsam auf Urlaub oder nach Hause zu Verwandten. Durch dieses abwechslungsreiche Programm wird es den Leuten und auch mir nie langweilig; es vergeht kein Tag, an dem ich nicht etwas Neues erlebe und dazulerne.

Gerade jetzt, wo die Rolle der allgemeinen Wehrpflicht, zu der eben auch meine Arbeit zählt, in Frage gestellt wird, wird mir deren Relevanz umso deutlicher. Für mich persönlich hat sich der Zivildienst, die Arbeit mit Menschen, die besonderer Pflege und Aufmerksamkeit benötigen, von der ersten Minute an als wertvolle und einmalige Erfahrung herausgestellt. Schon während meiner Schulzeit konnte ich durch Exkursionen oder die „Compassion Week" in der 7. Klasse erste Eindrücke in diesem Bereich sammeln, erst jetzt realisiere ich in vollem Ausmaß, wie wichtig und nachhaltig selbst die kurze Zeit, die ich hier verbringe, ist. Ich sehe die Zeit bis Oktober nächsten Jahres, als eine Art „Pause" oder „Auszeit", in der ich mir bewusst werden kann, was ich mir vom Leben erwarte.

Sollte jemand Interesse an einer Arbeit in dieser oder ähnlichen Einrichtungen haben, bietet sich neben dem Zivildienst auch noch die Möglichkeit eines Praktikums, eines Ferialjobs oder eines Freiwilligen Sozialen Jahres – ein möglicher Einblick in eine ganz andere Umgebung, die viel Neues und Interessantes zu bieten hat.