Veronika Pallinger: Medizin
Nach 6 Jahren Studium beendete ich 2020 mein Medizinstudium. Mitten in der ersten Coronawelle, und in einer Zeit, wo viele Zukunftspläne noch unsicher waren, startete ich mit August 2020 in die Arbeit als jüngste Ärztin im Klinikum Wels-Grieskirchen. Und so zufällig sich dieser Standort durch Corona für mich ergeben hat, so glücklich bin ich darüber, denn vorweg: ich liebe meine Arbeit in diesem Haus. 🙂
Das Klinikum Wels-Grieskirchen ist ein Ordensklinikum von Kreuzschwestern und Franziskanerinnen. Immer wieder trifft man im Haus eine Ordensschwester an. Ab und zu findet man im Personalraum ein Gläschen selbstgemachte Brombeermarmelade, die eine der Schwestern im Vorbeigehen dort abgestellt hat. Ein bisschen erinnert mich das jedes Mal an die Zeit im Europagymnasium (nur ohne Marmelade).
Ich habe es schon in der Schule geliebt zu lernen, auch im Studium. Von Patienten und Angehörigen wird die Qualität des Arztes aber oft im Alter als Äquivalent der Erfahrung gesehen. Das macht es für junge Ärzte nicht immer einfach. Aber Wissen kann man lernen und klinische Erfahrung sammelt sich mit jedem Arbeitstag. Zusammenhalt und Menschlichkeit aber lernt man nicht aus dem Lehrbuch, das wurde gerade in der Coronazeit sehr deutlich. Meine Familie war diesbezüglich ein großartiger Lehrer, genau wie das Europagymnasium in der Schulzeit und das kollegiale Arbeitsumfeld, das ich in Wels neu dazu gewonnen habe.
Die Arbeit ist manchmal anstrengend und es gibt Momente, in denen man das Gefühl hat, man springt vom 10m-Turm ins kalte Wasser. Aber dann bemerkt man, dass man Schwimmen kann. Man merkt, dass man mit den Kollegen gemeinsam lachen und weinen kann und aufeinander zählen kann. Man spürt, dass man den Menschen ein wenig Wärme mit einem Lächeln mitgeben kann, und auf eine ganz besondere Art diese Wärme auch wieder zu einem zurückkommt. Und das gibt die Kraft, um beim nächsten Sprung vom 10m Turm einen Salto einzubauen.
Dr. Veronika Pallinger