Adde mich auf Facebook - Medienethik
Wir leben heute in einer digitalen und virtuellen Welt, der sich keiner mehr entziehen kann. Auch dann, wenn ich kein Profil in einem sozialen Netzwerk im Internet besitze, ja vielleicht überhaupt keinen Zugang zum Internet nutze, bleibe ich Teil einer durch digitale Medien gestalteten Welt. Das Phänomen Social Media eröffnet uns mit seiner unendlichen Weite nicht nur enorme Chancen, sondern stellt uns vor gewaltige Herausforderungen ethischer Art.
Auch wenn Social Media nicht alles im Leben von SchülerInnen sind, bilden sie doch einen wichtigen Bestandteil ihrer Lebenswelt. Sie tragen wesentlich zu ihrer Identitätsfindung bei. Mit jedem digitalen Beitrag (Fotos, Blogs, Profile, Likes, Emojis, Kommentare, etc), die für andere zugänglich sind, bauen sie an ihrer digitalen Identität. Jedoch entbindet die Formung der eigenen Identität nicht von der Verantwortung, die Rechte anderer zu respektieren und für sie einzutreten. Der Religionsunterricht begleitet die SchülerInnen in ihrer Identitätsfindung, deshalb ist es notwendig, sie in ihrer Medienkompetenz zu schulen. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt dabei darin, den Umgang mit sozialen Netzwerken und dem Internet anhand der christlich-ethischen Verantwortung kritisch zu hinterfragen. Dies ist eine notwendige Grundlage für eine menschenwürdige Gestaltung der digitalen Mediengesellschaft.
Der erste Baustein über Identitätsfindung bildete die Basis für die weitere Auseinandersetzung mit der Selbstdarstellung im Web und die Entwicklung einer digitalen Identität: Die SchülerInnen versuchten, Profile zu bewerten und ihr eigenes Profil kritisch zu hinterfragen. Das beinhaltete auch eine Bewusstmachung der Reichweite unseres digitalen Handelns und Kommunizierens. Denn Posten und Liken im Netz ist ein Handeln, das unter Umständen weitreichende Folgen haben kann. Verantwortliches Retweeten und Teilen ist keine Banalität.
Ein weiterer Baustein war die Sensibilisierung für den digitalen Fußabdruck. Alles, was wir dem Internet anvertrauen, wird gespeichert, und das Vergessen im Prinzip unmöglich.
Dass wir mit unseren Daten Produkte wie Facebook und Google bezahlen, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Die Daten werden nicht nur für einen bestimmten Zweck gesammelt und gespeichert, sondern erst ihre Wiederverwendung und Neu-Verknüpfung macht sie so interessant und wirkmächtig. Das Geschäftsmodell von Facebook wurde den SchülerInnen vorgestellt und aus der Sicht des christlichen Menschenbildes hinterfragt. Die Einstellung „Sollen sie nur, ich habe nichts zu verbergen.“ ist politisch und gesellschaftlich gesehen eine Katastrophe. Ebenso wurden Fälle von Datenmissbrauch vorgestellt und diskutiert.
Der letzte Baustein beinhaltete eine kritische Auseinandersetzung mit der medialen Inszenierung von realer Gewalt gegen Menschen (Cybermobbing). Die SchülerInnen versetzten sich in die Opfer- und auch in die Täterperspektive und reflektierten kritisch Beweggründe, Gefühle und Verhalten. Problemlösestrategien wurden diskutiert und ein Bewusstsein geschaffen, in kritischen Situationen Verantwortung zu übernehmen.